Konstanz, die Stadt öffnet sich zum See
Der neue Konstanzer Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn möchte Konstanz zur Stadt machen, die näher an den See rückt. Am Freitagvormittag hat Karl Langensteiner-Schönborn zusammen Marion Klose, der Leiterin Amt für Stadtplanung und Umwelt, und Andreas Hemmerich,Verkehrsplaner im Amt für Stadtplanung und Umwelt, das neue Verkehrskonzept für die Konstanzer Altstadt vorgestellt. Neben der langfristigen Perspektive, einem Zeitraum von sechs bis acht Jahren, in dem Konstanz tatsächlich zur Stadt zum See werden soll, hatte der Bürgermeister auch noch ein attraktives Sofort-Paket zu bieten. In der kommenden Woche, 13. November, berät der Technische und Umweltausschuss das Konzept. Am 20. November stimmt dann der Gemeinderat ab.
Patient Altstadt
Karl Langensteiner-Schönborn hat nicht weniger als die schöne neue Stadt versprochen. Er möchte dem “Patienten Altstadt” dauerhaft helfen. Profiteure sein werden, wenn es so kommt wie von der Stadtverwaltung vorgeschlagen, alle Menschen in der Stadt, die Bewohner der Altstadt und des Paradieses, die Besucher und Einkäufer, alle Fußgänger, Radfahrer, Nutzer des ÖPNV und auch Autofahrer, die in Konstanz nicht mehr so wie heute im Stau stehen müssten. Insgesamt möchte die Stadt den Verkehr so intelligent lenken, dass weniger Autos in die Stadt, genauer in die Altstadt fahren. Vor allem, wo der See nah ist, sind Autos unerwünscht. Weniger Verkehr eröffnet der Stadt neue Chancen und Konstanz schafft endlich mehr Platz und Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer.
Stadt zum See
Karl Langensteiner-Schönborn will die Stadt zum See. Das ist für ihn mehr als ein Slogan. Die Altstadbewohner rücken, wenn die Stadt das neue Konzept umsetzt, tatsächlich näher an den See. Am Fischmarkt wird es keine Ampel mehr geben. Der Platz öffnet sich zum See.
Das Paradies
Die Bewohner des Paradieses gewinnen, weil die Stadt es Autofahrern viel schwerer macht, ins Paradies einzufahren und von den Hauptstraßen abzubiegen.
Fußgänger bevorzugt
Die Fußgänger, das ist besonders erfreulich, bekommen in der Altstadt mehr Raum und müssen sich in der Bodanstraße nicht mehr in der kurzen Grünphase wie die Sardinen über die Straße drängen und sich auch nicht mehr an der roten Ampel beim Lago die Beine in den Bauch stehen. Immerhin 2.500 Menschen queren die Straße pro Stunde. Das sind mehr Menschen als Autos. Sie können die Straße in der schönen neuen Welt flächig überqueren und der Bahnhofsplatz wird zwischen Dammgasse und Lago sowieso Fußgängerzone. Radfahrer erhalten eigene Spuren auf der Laube, was die Schottenstraße entlastet, und eine Spur auf der Fahrbahn der alten Rheinbrücke, wo gefährliche Begegnungen an der Tagesordnung sind. Busnutzer kommen an, weil Busse auf den Busspuren durchfahren.
Favorit heißt C-Konzept
Erfunden hat die schöne neue Welt das Planungsbüro R+T aus Darmstadt in Zusammenarbeit mit der Stadt. Zwei Varianten sind von den vielen Lösungsmöglichkeiten, dem Wirrwarr an Ideen und von dem Jahrzehnte langem Gezerre noch übrig geblieben: Das C-Konzept, das der Bürgermeister und sein Team klar favorisieren, und das O-Konzept, das Karl Langensteiner-Schönborn nicht bevorzugt, aber ebenfalls schon eine große Verbesserung im Vergleich zur Situation heute wäre.
Schluss mit dem Stillstand
Nach Mobilitätsplan 2020 von 2013, nach Starre und Stillstand sehen Konstanzer ein helles Licht am Ende des Tunnels. So nahe an einer Problemlösung war die Stadt in den vergangenen Jahren noch nie. Die Verwaltung hat es geschafft, in sechs Monaten ein komplettes Verkehrskonzept für die Altstadt vorzulegen. So sagt es Karl Langensteiner-Schönborn gern. Er ist ziemlich zufrieden mit sich und seinem Team. Er hat allen Grund dazu.
Laube stärker belastet
Das Jahrzehnte lange Hin- und Hergeschiebe von Ideen und Pseudolösungen könnte tatsächlich zu Ende sein. Das C-Konzept ist ein echte, ein ganzheitliches Konzept und sieht vor, dass sich in Konstanz der Verkehr weg vom See und zurück auf leistungsfähigere Straßen verlagert. Zu den leistungsfähigeren Straßen – im Vergleich zum Beispiel zur Konzilstraße – gehört die Laube. Karl Langensteiner-Schönborn redet denn auch nicht drumherum: Rheinsteig und Laube würden langfristig mehr belastet. Die Querung der Laube würde für Fußgänger schwieriger. Die Verwaltung schlägt vorsorglich ganztags Tempo 30 vor, um die Lärmemissionen zu verringern, dazu Bus- und Radspuren. Ja, alles habe in der Laube Platz. 3.000 bis 4.000 Autos würden an Spitzentagen in der Laube zusätzlich fahren. Es gab bisher noch Reserven.
Wenden und weg
Beim Lago und am Fischmarkt entstünden neue Kreisverkehre und auch bei der Dammgasse noch eine Wendemöglichkeit, bevor die Fußgängerzone beginnen würde, die bis zum Lago reicht. Autos kämen nicht mehr durch. Ab dem Fischmarkt und ab dem Lago möchte Karl Langensteiner-Schönborn Tempo 20. Auch Busse würden in Zukunft im Kreisverkehr wenden und nicht mehr durch die Bahnhof- und Sigismundstraße fahren. Der Fischmarkt würde zu einem Platz ohne Ampel, von dem aus Fußgänger in den Stadtgarten schlendern könnten.
Mehr Platz für Fahrradfahrer
Die gefährliche Kombi von Fuß- und Radweg in beiden Richtungen in der Konzilstraße würde es nicht mehr länger geben. Karl Langensteiner-Schönborn möchte eine Radspur auf der Fahrbahn markieren. Auf der Rheinbrücke könnte ein weitere Gehweg entstehen, wo heute der Radweg ist, da die Fahrradfahrer ja eine Spur auf der heutigen Fahrbahn bekämen. Die Unterführungen bei der alten Rheinbrücke sollen bleiben, aber zusätzlich soll es auch eine ebenerdige Querung vor allem am Sternenplatz auch an der Einmündung Spanierstraße geben.
Planungsstart
Karl Langensteiner-Schönborn träumt davon, die Trennung von Altstadt und See aufzuheben. Realisiert würde das Modell von außen nach innen – zuerst muss zum Beispiel der Rheinsteig saniert sein, bevor die Stadt den Verkehr auf den Abschnitt Rheinsteig-Laube lenken kann. Am Döbele soll es in Zukunft statt eines Kreisverkehrs eine Ampel geben, damit die Stadt den Verkehrsfluss besser steuern kann. In der Bodanstraße soll es eine lange, lange Linksabbiegerspur geben, auf der der Verkehr in Richtung Schweiz auf Grünphasen warten würde, während es am Schnetztor für Rechtsabbieger zügig weiter ginge. Wenn der Gemeinderat zustimmt, stellt die Stadt in den kommenden drei Jahren jedes Jahr 500.000 Euro in den Haushalt für konkrete Planungen des Gesamtkonzepts ein.
Soforthilfe fürs Paradies
Sofort, das heißt, 2015, möchte die Stadt in der Europastraße eine Rechtsabbiegerspur in Richtung Gartenstraße einrichten. Die Ampel kann dann lange auf Rot geschaltet sein, so dass das Abbiegen für den Verkehr aus Richtung Schweiz nicht attraktiv ist. Der Verkehr würde dann zweispurig Richtung P+R Parkplatz fließen. An der Einmündung Grenzbachstraße in die Schulthaißstraße soll es für Linksabbieger ebenfalls eine Ampel geben, die lange auf Rot stehen könnte. Der Verkehr würde nur dosiert in die Stadt gelassen. Eine Querung der Grenzbachtraße hinüber zu den Sportanlagen in der Schweiz und den Kleingärten ist geplant. Verbesserungen soll es auch im Bereich Emmishofer Zoll geben.
Die Stadt hat das gesamte Konzept auf ihre Homepage gestellt. Dort finden sich auch Darstellungen und Simulationen.
Luftbild: Peter Schottmüller
Klingt ja richtig gut. Ich bin gespannt auf die Umsetzung.
Eine bessere Querungsmöglichkeit für Fußgänger vor dem Lago ist jedenfalls schon mal mehr als überfällig.
Und eine Öffnung zum See sowieso.
Was passiert mit dem Parkhaus Marktstätte? Und den Bahngleisen?
Die Bahngleise bleiben und die Einfahrt ins Parkhaus ist möglich. Verkehrsberuhigter Geschäftsbereich und nach Dammgasse beginnt Fußgängerzone. Andienung der Hotels ist möglich. Details sind in so frühem Planungsstadium noch unklar.
Danke!